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Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

<p class="bodytext">Hühneraugen sind lästig und schmerzhaft – aber zum Glück meistens harmlos. Deshalb kann man sie in der Regel gut selbst behandeln. Wirksame Methoden reichen von neuen (passenden) Schuhen bis zu speziellen Pflastern und Tinkturen aus der Apotheke. Und damit es nicht zu neuen Verhornungen kommt, lässt sich gegen Hühneraugen auch vorbeugen. </p><p class="bodytext"><strong>Wo kommt das Hühnerauge her? </strong> </p><p class="bodytext">Ein Hühnerauge ist eine punktuelle, verstärkte Verhornung der Haut (Hyperkeratose). Sie bildet sich kreis- oder linsenförmig aus. In der Mitte befindet sich eine kleine, oft glasige Kuppe, der sogenannte Hornkegel. Sein Inneres kann weit in die Tiefe reichen. Die Haut um den Kegel herum ist gelblich-beige. Insgesamt sieht das Ganze ein bisschen so aus wie ein rundes Hühnerauge – deshalb der volkstümliche Name. Medizinisch heißt das Hühnerauge Clavus, in der Mehrzahl Clavi. </p><p class="bodytext">Hühneraugen entstehen durch dauerhaften oder immer wiederkehrenden Druck. Betroffen sind insbesondere solche Hautbereiche, die dicht über dem Knochen liegen – also Füße und Hände. Auf Druck und Reibung reagiert die Haut mit einer Verdickung. Das Wachstum der hornbildenden Zellen (Keratinozyten) in den unteren Schichten der Haut wird angeregt und es bilden sich immer mehr davon. </p><p class="bodytext">Normalerweise wandern diese Hautzellen von unten nach oben, verhornen immer mehr und werden dann an der Hautoberfläche abgeschilfert. Durch den Druck und die verstärkte Verhornung gelingt das den verhornten Hautzellen nicht mehr. Sie bilden im Inneren des Hühnerauges eine harte Hornmasse. Je länger dieser Zustand anhält, desto tiefer wächst der Hornkegel nach innen. Dort kann er auf Nervenenden treffen und starke Schmerzen auslösen. </p><p class="bodytext">Der schädliche Druck kann verschiedenen Ursachen haben. Neben Fußfehlstellungen zählt falsch sitzendes, drückendes Schuhwerk zu den Hauptauslösern von Hühneraugen. In diesen Fällen sind meist die Zehen betroffen. Dort sitzen sie gerne zwischen dem vierten und fünften Zeh oder an der Oberseite der zweiten Zehe. </p><p class="bodytext">Auch ein Hallux valgus (Ballenzeh) ändert die Druckverhältnisse und begünstigt an der betroffenen Großzehe die Bildung eines Hühnerauges. Beim Spreizfuß wiederum sind Ballen und Sohle besonders belastet, worauf die Haut ebenfalls mit Hyperkeratosen und Hühneraugen antwortet. Gleiches passiert, wenn durch Fußfehlstellungen Zehen aneinander oder gegen den Schuh drücken. Gefördert wird die Bildung von Hühneraugen zudem durch trockene Haut. </p><p class="bodytext">Manchmal entwickeln sich Hühneraugen sogar an den Händen. Auch dort ist dauerhafter Druck schuld, z.B. beim intensiven Hantieren mit Arbeits- oder Sportgeräten. Betroffen sind davon Tennisspieler*innen, Mechaniker*innen oder Musiker*innen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis</strong>: Menschen mit einer diabetischen Polyneuropathie oder einer anderen Nervenerkrankungen bemerken schädlichen Druck an den Füßen häufig nicht. Sie sind deshalb besonders gefährdet, Hühneraugen zu entwickeln. </p><p class="bodytext"><strong>Hühnerauge ist nicht gleich Hühnerauge </strong> </p><p class="bodytext">Hühneraugen können in verschiedenen Formen auftreten. Manche sind hart, andere weich, in einige Hühneraugen wachsen mit der Zeit kleine Blutgefäße ein, andere werden von Nerven durchzogen. Expert*innen unterscheiden deshalb acht Typen: </p><p class="bodytext"><ul><li>Der <strong>Clavus durus</strong> ist das bekannteste und klassische Hühnerauge. Er ist hart und befindet sich vor allem unter den Zehengrundgelenken, manchmal auch am Zehenrücken. Der Kegel reicht oft stark in die Tiefe, wodurch sich das Hühnerauge bei Druck von oben äußerst schmerzhaft bemerkbar machen kann. </li><li>Bei einem <strong>Clavus molle</strong> handelt es sich um ein weiches Hühnerauge. Es sitzt zwischen den Zehen und bleibt wegen dem dort feuchten Klima weich. </li><li>Ein <strong>Clavus vascularis </strong>ist hart und enthält kleinste Blutgefäße. Deshalb kann er leicht bluten. Diese Hühneraugen entstehen bei besonders starker Belastung der Haut. </li><li>Der <strong>Clavus neurovascularis </strong>ist nicht nur von Blutgefäßen, sondern auch von Nervenenden durchzogen. Diese Hühneraugen sitzen meist an den Zehenkuppen, bluten leicht und schmerzen oft besonders stark.</li><li>Der großflächige und harte <strong>Clavus neurofibrosus</strong> befindet sich an der Fußsohle. </li><li>Ein <strong>Clavus papillaris</strong> zeichnet sich durch einen weichen Kern aus. </li><li><strong>Clavi miliares</strong> kommen in großen Ansammlungen vor und schmerzen nicht. Bei ihnen handelt es sich um eine stoffwechselbedingte Fehlverhornung. </li><li>Der <strong>Clavus subungualis</strong> sitzt unterhalb der Nagelplatte. </li></ul> </p><p class="bodytext">Nicht alle diese Hühneraugen darf man selbst behandeln. Möglich ist die Therapie in Eigenregie bei den häufigsten Formen, dem Clavus durus und dem Clavus molle. Hühneraugen, die bluten, in großen Ansammlungen vorkommen oder unter dem Nagel sitzen, schauen sich besser die Hausärzt*in oder Dermatolog*in an und entscheiden, wie man sie am besten angeht. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Hühneraugen und Warzen sehen auf den ersten Blick sehr ähnlich aus. Schaut man genauer hin, lassen sich Unterschiede erkennen: Bei Warzen fehlt der glasige Hornkern in der Mitte. Stattdessen findet sich unter einer oberflächlichen Verhornung warzenartiges Gewebe, das mit schwarzroten Pünktchen versetzt ist. </p><p class="bodytext"><strong>Weg mit Druck und Verhornung! </strong> </p><p class="bodytext">Um Hühneraugen zum Verschwinden zu bringen, muss der betroffene Bereich als erstes entlastet werden. Sind drückende Schuhe der Auslöser, sollten sie nicht mehr getragen werden. Stattdessen wählt man ausreichend weite und gut passende Schuhe. Schuhe kaufen sollte man übrigens am besten abends: Denn nach einem ganzen Tag auf den Beinen sind Füße oft angeschwollen und deshalb etwas größer als morgens. </p><p class="bodytext">Bei Fehlstellungen kann die Orthopäd*in helfen. Sie begutachtet den Fuß und verordnet wenn nötig Einlagen. Damit lassen sich Fehlstellungen korrigieren, die zu dem Druck geführt haben. Manche Betroffenen profitieren auch von speziellen ringförmigen Polstern. Sie klebt man so auf die Haut, dass eventueller Druck davon ferngehalten wird. </p><p class="bodytext">Allein die Entfernung des Drucks kann Hühneraugen zur Rückbildung bewegen. Das dauert allerdings eine Weile und funktioniert auch nicht immer zuverlässig. Besser ist es, gleichzeitig die Verhornung zu beseitigen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten. </p><p class="bodytext">Zunächst nimmt man ein lauwarmes Fußbad, das die Haut aufweicht. Ein Teil der obersten Hautschicht löst sich dann und kann vorsichtig mit Bimsstein oder einem trockenen Frottee-Handtuch abgetragen werden. Fußhobel oder andere Werkzeuge sollten wegen der Verletzungsgefahr nicht dafür benutzt werden. Danach behandelt man das Hühnerauge mit Keratolytika (hornhautauflösenden Substanzen) wie Salicylsäure oder Milchsäure. Diese Wirkstoffe lockern die oberste Hautschicht. Dadurch weicht der Clavus weiter auf, sodass er beim nächsten Fußbad leichter entfernt werden kann. Die Wirkstoffe gibt es als Tinkturen und als Pflaster. </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Tinkturen </strong>muss man mehrmals täglich auf das Hühnerauge auftragen. Die nicht verhornte Haut um den Clavus herum sollte vor dem Wirkstoff geschützt werden. Dafür cremt man sie vorsichtig mit Vaseline oder einer Fettsalbe ein. Die Salicyl- oder Milchsäure trocknet nach dem Auftragen und bildet einen Film auf dem Hühnerauge. Dieser Film muss vor dem nächsten Auftragen wieder entfernt werden. Wie häufig das Hühnerauge behandelt werden muss, richtet sich nach dem jeweiligen Produkt. Meist soll die Tinktur ein- bis zweimal täglich verwendet und nach drei bis vier Tagen die Hornhaut in einem Fußbad entfernt werden. Ganz wichtig: Nach dem Hantieren mit der Tinktur muss man sich die Hände waschen, damit die Säure nicht in die Augen oder auf andere empfindliche Hautstellen gerät. Die gesamte Prozedur ist recht aufwendig. Menschen, die nicht mehr gut sehen oder weniger beweglich sind, sollten sich dabei von Angehörigen helfen lassen oder eine Podolog*in aufsuchen. </li><li><strong>Pflaster </strong>mit Salicylsäure oder Milchsäure sind etwas leichter zu handhaben. Sie werden so auf den Clavus geklebt, dass der wirkstoffhaltige Anteil genau auf dem Hornkegel zu liegen kommt. Zu beachten ist dabei, dass die Haut sauber und trocken ist. Manche Produkte haben zusätzlich zu ihrem Wirkstoffkern ein Druckschutzpolster, um beim Gehen die Schmerzen zu mindern. Je nach Produkt bleibt das wirkstoffhaltige Pflaster ein bis drei Tage kleben. Oft verschwindet das Hühnerauge dann schon beim Entfernen des Pflasters. Bei manchen Präparaten wird empfohlen, die aufgeweichte Haut nach einem Fußbad abzutragen, andere Pflaster sollen mehrmals ausgetauscht werden. Weil die Handhabung je nach Produkt stark variiert, ist es wichtig, vor Anwendung die Gebrauchsanweisung genau zu lesen. </li></ul> </p><p class="bodytext">Ob Tinkturen oder Pflaster: Die über die Haut aufgenommene Salicylsäure kann in das Blut gelangen und auch im Körper wirken. Deshalb sollten Tagesdosen von 2,0 g für Erwachsene und 0,2 g für Kinder nicht überschritten werden. Bei Kleinkindern und Schwangeren darf man zudem maximal eine Fläche von 5 cm2 behandeln. Wer unsicher ist, lässt sich dazu am besten in der Apotheke beraten. </p><p class="bodytext">Vorsicht geboten ist auch bei Patient*innen, die eine eingeschränkte Nierenfunktion haben. Bei ihnen können sich Wirkstoffe im Körper leicht anstauen. Sie sollten deshalb besser wirkstofffreie Hühneraugenpflaster verwenden. Diese bestehen aus einem Hydrokolloid und nehmen Flüssigkeit auf. Dadurch entsteht nicht nur ein schützendes Polster. Der Clavus wird aufgeweicht, sodass sich die verhornte Haut nach Abnahme des Pflasters meist gut abtragen lässt. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Diabetiker*innen haben eine besonders empfindliche Haut, und kleine Verletzungen heilen bei ihnen schlechter. Für sie ist es ratsam, Hühneraugen nicht in Eigenregie zu entfernen, sondern vor einer Behandlung immer ärztlichen Rat einzuholen. </p><p class="bodytext"><strong>So beugt man Hühneraugen vor </strong> </p><p class="bodytext">Hühneraugen beugt man vor, indem man Druck vermeidet. Dazu dienen die gleichen Maßnahmen wie bei der Behandlung eines Clavus. Am wichtigsten ist es, gut passende, nicht zu enge Schuhe zu tragen. Mancmhal ist es allerdings nicht möglich, dauerhaft drückendes Schuhwerk zu vermeiden, etwa im Beruf. Dann sollte man die Schuhe in den Pausen ausziehen und auf dem Weg zur Arbeit bequeme Schuhe tragen. Von der Orthopäd*in verschriebene Einlagen oder spezielles Schuhwerk wirkt zudem nur vorbeugend, wenn es auch benutzt wird. </p><p class="bodytext">Hühneraugen an den Händen lässt sich mit speziell gepolsterten Handschuhen oder Schaumstoffgriffen entgegenwirken. Treten sie bei der Arbeit auf, kann man den Arbeitgeber auf Schutzmaßnahmen ansprechen. </p><p class="bodytext">Die zweite Säule zur Vermeidung von Hühneraugen ist eine gute Fußpflege: </p><p class="bodytext"><ul><li>Regelmäßige Fußbäder, um die Haut weich zu halten. </li><li>Raue und verdickte Stellen vorsichtig mit Bimsstein oder einem Frotteehandtuch abreiben. </li><li>Füße zweimal täglich mit einer speziellen Pflegecreme massieren, vor allem an den verdickten Bereichen. Günstig für trockene, verdickte und verhornte Hautbereiche sind Cremes mit Harnstoff sowie Frucht- und Glykolsäuren, angereichert mit pflegenden Panthenol oder Ölen. </li></ul> </p><p class="bodytext">Manche Menschen sehen nicht gut oder haben Schwierigkeiten, ihre Füße zu erreichen. Dann ist für deren Pflege Hilfe nötig. Am besten ist es, dafür regelmäßig eine Fußpflege aufzusuchen. In manchen Fällen trägt die Gesetzliche Krankenkasse die Kosten für die Fußpflege. Dies ist z. B. bei krankhaften Veränderungen am Fuß der Fall, also bei einemr Diabetes oder eine Neuropathie. </p><p class="bodytext">Quelle: DAZ 2021, Nr. 20, S. 42 </p>

Was hilft gegen niedrigen Blutdruck?

<p class="bodytext">Menschen mit niedrigem Blutdruck fühlen sich oft schlapp und müde, sie frieren leicht und leiden unter Konzentrationsschwierigkeiten. Zum Glück steckt meist keine ernsthafte Erkrankung dahinter. Dann lässt sich dem niedrigen Blutdruck mit vielen einfachen Maßnahmen Beine machen. Reicht das nicht, gibt´s Hilfe aus der Apotheke. </p><p class="bodytext"><strong>Von Müdigkeit bis Krampfanfall </strong> </p><p class="bodytext">Von einem niedrigen Blutdruck oder einer Hypotonie spricht man, wenn der systolische Blutdruckwert unter 100 mmHg liegt. In den allermeisten Fällen hat das keinen Krankheitswert. Im Gegenteil: Menschen mit niedrigem Blutdruck weisen sogar eine etwas höhere Lebenserwartung auf als Menschen mit normalen Blutdruckwerten. Doch viele Betroffene leiden trotzdem unter ihrer Hypotonie, denn sie kann eine ganze Reihe von Beschwerden auslösen. </p><p class="bodytext">Durch die verringerte Durchblutung frieren hypotone Menschen häufiger. Oft fühlen sie sich müde, und ihre Konzentrationsfähigkeit kann eingeschränkt sein. Es drohen Benommenheit, Schwindelgefühle und Sehstörungen. Auch hinter Verwirrtheitszuständen kann ein zu niedriger Blutdruck stecken. Vor allem bei älteren Menschen kommt es blutdruckbedingt zu kurzer Bewusstlosigkeit (Synkope) und dadurch zu Stürzen, manchmal entstehen sogar Krampfanfälle. Typisch ist, dass körperliche Anstrengung oder Essen die Beschwerden verstärken. Das liegt daran, dass der ohnehin geschwächte Kreislauf dann primär die Muskeln oder den Verdauungstrakt versorgt und dadurch noch weniger Sauerstoff im Gehirn ankommt. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Eine chronische Hypotonie löst keinesfalls immer Symptome aus. Es gibt Menschen, deren Blutdruck konstant zu niedrig ist und die trotzdem keinerlei Beschwerden damit haben. </p><p class="bodytext"><strong>Sensibler Regelkreis </strong> </p><p class="bodytext">Den Blutdruck- bestimmen mehrere Faktoren. Dazu zählen die Kraft und die Anzahl der Schläge, mit der das Herz das Blut in die Hauptschlagader pumpt. Entscheidend ist auch, wie hoch der Widerstand der Gefäßwände ist. Herz und Gefäßmuskulatur werden durch einen komplexen Regelkreis über das autonome Nervensystem gesteuert. Dieser ist wiederum eng verbunden mit der für den Blutdruck wichtigen Regulierung des Flüssigkeitshaushalts. Befindet sich z.B. zu wenig Flüssigkeit – sprich Volumen – in den Gefäßen, halten Herz und Gefäßwände nur schwer den Druck im Blutkreislauf aufrecht. </p><p class="bodytext"> Je nach Ursache unterscheidet man bei der Hypotonie verschiedene Formen. </p><p class="bodytext"><ul><li>Die <strong>primäre </strong>oder <strong>essenzielle Hypotonie</strong> betrifft vor allem Jugendliche und junge Frauen mit schlankem Körperbau und Ausdauersportler*innen. Ihr liegt vermutlich ein erniedrigter Sollwert im Kreislaufregulationszentrum zugrunde. </li><li>Als <strong>sekundäre Hypotonie</strong> werden diejenigen Formen des niedrigen Blutdrucks bezeichnet, die durch eine Krankheit, Flüssigkeitsmangel oder eine Medikamentennebenwirkung ausgelöst werden. Aufgrund der vielen für den Blutdruck relevanten Faktoren gibt es eine große Anzahl solcher Auslöser. Sie reichen von Herzerkrankungen (z.B. Herzinfarkt oder Herzschwäche) über hormonelle Störungen (Schilddrüsenunterfunktion, Nebennierenrindeninsuffizienz) bis zu Blutarmut oder mangelnder Flüssigkeitszufuhr. </li></ul> </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Wer unter niedrigem Blutdruck leidet und regelmäßig Medikamente einnimmt, sollte diese mithilfe der Hausärzt*in prüfen. Neben Entwässerungsmitteln und Wirkstoffen gegen Brustenge (Angina pectoris) können vor allem Antidepressiva und Schmerzmittel eine ungewollte Blutdrucksenkung auslösen. Vorsicht geboten ist auch bei der Einnahme von Phosphodiesterase-III-Hemmern, die in Potenzmitteln wie Sildenafil oder Vardenafil enthalten sind. </p><p class="bodytext"><strong>Orthostatische Dysregulation </strong> </p><p class="bodytext">Eine spezielle Form der Hypotonie ist die orthostatische Dysregulation. Im Gegensatz zur chronischen Hypotonie sind dabei die Blutdruckwerte nicht dauerhaft niedrig. Sie sinken nur beim Aufstehen aus dem Sitzen oder Liegen deutlich ab. Dabei „versackt“ das Blut in den Beinvenen, wodurch das Gehirn weniger durchblutet wird. Die Folge davon sind Schwindel, Sehstörungen, Kopf- und Nackenschmerzen. Typischerweise bessern sich die Beschwerden sofort, wenn sich die Betroffene wieder hinlegt. </p><p class="bodytext">Für dieses starke Absinken der Blutdruckwerte diskutieren Expert*innen verschiedene Ursachen. Zum einen kann das autonome Nervensystem geschädigt oder gestört sein, sodass bei einem Blutdruckabfall die schnelle Antwort der Gefäße und des Herzens ausbleibt. Auch eine Hypovolämie, also zu wenig Flüssigkeit in den Gefäßen, soll daran beteiligt sein. </p><p class="bodytext">Vor allem bei Jüngeren ist diese Form der Hypotonie oft konstitutionell bedingt. Schlanke und große Menschen sind deshalb häufiger davon betroffen, begünstigend wirken mangelndes körperliches Training und unzureichende Flüssigkeitszufuhr. Bei älteren Menschen wird die orthostatische Dysregulation oft ausgelöst durch </p><p class="bodytext"><ul><li>Medikamente (Hochdruckmittel, Entwässerungsmittel, Neuroleptika, Parkinsonmittel, Antidepressiva) </li><li>Volumenmangel in den Gefäßen, z.B. durch mangelnde Flüssigkeitszufuhr, Flüssigkeitsverluste über Durchfall oder Blutungen (z.B. Darmblutungen) und Nierenerkrankung </li><li>Herzerkrankungen wie Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen, koronare Herzkrankheit </li><li>Hormonstörungen </li></ul> </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Die orthostatische Dysregulation tritt in jedem Lebensalter auf. Bei Menschen über 65 Jahren ist sie jedoch besonders häufig, jede Vierte soll davon betroffen sein. </p><p class="bodytext"><strong>Niedrigen Blutdruck abklären lassen</strong> </p><p class="bodytext"> In den meisten Fällen hat ein niedriger Blutdruck keine ernste Ursache. Trotzdem sollte man mit der Hausärzt*in klären, ob vielleicht weitere Untersuchungen sinnvoll sind. Die Basisuntersuchung ist die normale Blutdruckmessung. Daneben zeigt eine 24-Stunden-Blutdruckmessung, wie es sich mit dem Druck im Tages- und Nachtverlauf verhält. Mithilfe des EKGs kommt man Herzrhythmusstörungen auf die Spur, mittels Ultraschall des Herzens (Echokardiographie) lässt sich die Pumpkraft des Herzens prüfen. </p><p class="bodytext">Zwei Tests helfen bei der Diagnose der orthostatischen Hypotonie. Beim aktiven Stehtest (Schellong-Test) misst man Puls und Blutdruck zwei Minuten im Liegen. Dann wird die Patient*in aufgefordert, sich hinzustellen. Dabei misst man sofort und alle 60 Sekunden Puls und Blutdruck über mindestens drei Minuten. Sinkt der systolische Wert um mehr 20 mmHg und/oder der diastolische um mehr als 10 mmHg, liegt eine orthostatische Dysregulation vor. Steigt der Puls durch den Blutdruckabfall stark an, handelt es sich um eine sympathikotone Variante, bei der es häufiger zu Synkopen (Ohnmachtsanfällen) kommt. Bei der klassischen Variante bleibt der Anstieg der Herzfrequenz aus. </p><p class="bodytext">Der Kipptisch-Test wird mangels passender Ausrüstung meist nur in Herzpraxen durchgeführt. Dabei liegt die Patient*in zehn Minuten angeschnallt auf einer speziellen Liege, die dann in eine Position von 60 bis 80 Grad aufgerichtet (gekippt) wird. Diese Untersuchung wird vor allem bei unklaren Bewusstlosigkeitsanfällen (Synkopen) eingesetzt, wenn andere Verfahren (EKG, Herz-Echo, Blutdruckmessung, Steh-Test) keine eindeutigen Ergebnisse erbracht haben. </p><p class="bodytext"><strong>Dem Blutdruck Beine machen </strong> </p><p class="bodytext">Bei einer sekundären Hypotonie steht als erstes die Behandlung der auslösenden Ursache an, z.B. der Ausgleich eines Hormonmangels oder die Therapie einer Herzschwäche. Liegt keine behandlungsbedürftige Erkrankung vor, helfen oft einfache Maßnahmen gegen die Beschwerden: </p><p class="bodytext"><strong>Auslöser meiden. </strong>Treten die Symptome in bestimmten Situationen auf, gilt es, diese zu meiden. Dazu gehören beispielsweise ein langer Aufenthalt in schwüler Hitze oder zu langes Stehen. Ausreichend Flüssigkeit. Menschen mit einer Hypotonie müssen viel trinken. In der Regel heißt das (nach Rücksprache mit der Ärzt*in) zwei bis drei Liter pro Tag. </p><p class="bodytext"><strong>Häufig und salzreich essen. </strong>Mit mehreren kleinen, leichten Mahlzeiten über den Tag verteilt verringert man die Blutumverteilung in den Verdauungstrakt nach der Nahrungsaufnahme. Hypotoniker*innen sollten zudem salzreich essen, weil Salz Flüssigkeit in die Gefäße „zieht“. Häufig werden täglich 5 bis 10 g Kochsalz empfohlen. Wieviel Salz individuell ratsam ist, sollte unbedingt mit der Hausärzt*in besprochen werden. Zusätzlich ist es günstig, natriumreiches Trinkwasser zu wählen. </p><p class="bodytext"><strong>Auf Alkohol verzichten. </strong>Alkohol erweitert die Gefäße und senkt dadurch akut den Blutdruck. Wer zu Hypotonie neigt, sollte deshalb besser darauf verzichten. </p><p class="bodytext"><strong>Erhöhte Oberkörperlage beim Schlafen.</strong> Wer orthostatische Probleme beim Aufstehen aus dem Schlafen hat, kann das Kopfteil des Bettes um etwa 12° höherstellen. Dadurch wird die nächtliche Wasserausscheidung über die Niere verringert. Oft nützt es, sich vor dem Aufstehen zunächst für zwei Minuten an die Bettkante zu setzen und den Kreislauf an die veränderten Bedingungen zu gewöhnen. </p><p class="bodytext"><strong>Venentonus erhöhen. </strong>Gegen das Absacken des Blutes in die Beingefäße hilft es, die Venen und die umliegende Wadenmuskulatur zu stärken. Dazu eignen sich </p><p class="bodytext"><ul><li>Isometrische Übungen im Sitzen oder Stehen, z. B. das Überkreuzen der Beine im Stehen und das Auf-die Zehen-Stellen</li><li>Regelmäßige Anwendung von Wechselduschen oder Kneipp-Güssen </li><li>Trockenbürstenmassagen der Beine </li><li>Regelmäßiges Radfahren oder Walking </li><li>Kompressionsstrümpfe. </li></ul> </p><p class="bodytext"><strong>Medikamente gegen den niedrigen Druck </strong> </p><p class="bodytext">Hypotone und orthostatische Kreislaufregulationsstörungen lassen sich manchmal auch mit Wirkstoffen aus dem Pflanzenreich lindern. Ein Flüssigextrakt aus Weißdornbeeren und Campher erhöht beispielsweise die Herzfrequenz und die Kontraktionskraft des Herzmuskels. Die Tropfen sind wasserunlöslich und sollen deshalb auf einem Stück Zucker oder Brot eingenommen werden. Das Präparat ist rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. </p><p class="bodytext">Synthetische Medikamente helfen ebenfalls gegen einen niedrigen Blutdruck. Sie sollten aber erst dann eingesetzt werden, wenn die anderen Maßnahmen bei der Behandlung der Hypotonie keinen Erfolg zeigen. </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Sympathomimetika</strong>. Rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind die Sympathomimetika Etilefrin und Norfenefrin. Sie unterstützen das autonome Nervensystem und steigern die Herzkraft und den Gefäßwiderstand. Beide Wirkstoffe gibt es als Tropfen oder Tabletten. Sie sind mehrmals täglich je nach Beipackzettel einzunehmen. Um Schlafstörungen zu vermeiden, sollte die letzte Gabe vor 16 Uhr erfolgen. Bei Gefäßerkrankungen oder koronarer Herzkrankheit, Engwinkelglaukom und Prostatavergrößerung dürfen Sympathomimetika nicht eingesetzt werden. Ein weiteres, aber rezeptpflichtiges Sympathomimetikum ist Midodrin. Der Wirkstoff verengt die Gefäße und steigert dadurch den Blutdruck. Es gelten die gleichen Kontraindikationen wie bei Etilefrin. </li><li><strong>Fludrocortison.</strong> Dieses Mineralkortikoid senkt die Natriumausscheidung über die Niere und erhöht dadurch Blutvolumen und Blutdruck. Es wird bei schwerer orthostatischer Hypotonie verordnet, wenn eine erhöhte Salz- und Flüssigkeitszufuhr nicht ausreichen. Als Nebenwirkungen sind Wassereinlagerungen, Herzschwäche, Schwitzen und Kopfschmerzen zu beachten. </li></ul> </p><p class="bodytext"><strong>Sonderfall Schwangerschaft</strong> </p><p class="bodytext"> Ein niedriger Blutdruck während der Schwangerschaft ist nicht nur lästig für die werdende Mutter – er bedeutet auch eine Gefahr für das Kind. Denn hypotone Mütter haben einerseits ein erhöhtes Risiko für Früh- oder Fehlgeburten. Weil die Plazenta bei niedrigem Blutdruck schlechter durchblutet ist, drohen dem Ungeborenen außerdem Wachstumsstörungen. </p><p class="bodytext">Gegen niedrigen Blutdruck können sich werdende Mütter zunächst mit den oben genannten Allgemeinmaßnahmen helfen. Reicht das nicht aus, wird es schwierig. Denn die Behandlungsmöglichkeiten mit Medikamenten sind in der Schwangerschaft stark eingeschränkt. Sympathomimetika verbieten sich in den ersten drei Monaten strikt, da sie in Tierversuchen zu Missbildungen des Fetus geführt haben. Auch in der restlichen Schwangerschaft sollten sie besser nicht eingenommen werden und wenn, nur nach Rücksprache mit der Frauenärzt*in. </p><p class="bodytext">Eine medikamentöse Option für Schwangere ist Cardiodoron. Die Tinktur besteht aus Eselsdistel, Bilsenkraut und Frühlingsschlüsselblume und wird gegen Blutdruckschwankungen eingesetzt. In der höheren Konzentration muss der Extrakt von der Ärzt*in verordnet werden, stärker verdünnt ist er rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Wie bei allem Medikamenten in der Schwangerschaft ist es allerdings auch bei der rezeptfreien Variante sicherer, vor Einnahme die Frauenärzt*in zu befragen. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Schwangere können ihren Blutdruck auch mit Sport auf Trab bringen. Besonders geeignet sind Schwimmen und Wassergymnastik sowie Radfahren und Nordic Walking. Wer joggen möchte, sollte sich dazu vorher Rat von der Frauenärzt*in einholen – denn Joggen belastet den Beckenboden. </p><p class="bodytext"> </p><p class="bodytext">Quelle: DAZ 2023; 12: 36<span style="color: rgb(0, 0, 0); font-family: Arial; font-size: 14px; font-style: normal; font-variant-ligatures: normal; font-variant-caps: normal; font-weight: 400; letter-spacing: normal; orphans: 2; text-align: right; text-indent: 0px; text-transform: none; widows: 2; word-spacing: 0px; -webkit-text-stroke-width: 0px; white-space: normal; background-color: rgb(255, 255, 255); text-decoration-thickness: initial; text-decoration-style: initial; text-decoration-color: initial; display: inline !important; float: none; "></span></p>

Austrocknung

<p class="bodytext"> </p><p class="bodytext"><strong>Austrocknung</strong> (Dehydratation, Exsikkose, Flüssigkeitsmangel, Volumendefizit): Austrocknung der Körperzellen, entweder durch fehlende Flüssigkeitszufuhr oder durch vermehrten Flüssigkeitsverlust (z. B. bei Durchfallerkrankungen und großer Schweißproduktion), häufig einhergehend mit Mangelernährung. Ein Wassermangel führt zu lebensbedrohlichen Störungen im Salzhaushalt, u. a. mit Bewusstseinstrübung oder Bewusstlosigkeit. </p><p class="bodytext">Die Akuttherapie im Krankenhaus ist einfach, wenn keine sonstigen Erkrankungen bestehen. Die Rückfallgefahr ist jedoch hoch, wenn die pflegerische Betreuung zu Hause nicht zu 100 % gewährleistet ist. </p><p class="bodytext"><h4><strong>Leitbeschwerden </strong></h4> </p><p class="bodytext"><ul><li>Mundtrockenheit </li><li>Eingerissene, spröde Mundwinkel </li><li>Pergamentartige, trockene Haut </li><li>Weißlich-bräunlich belegte Zunge </li><li>Raue Stimme </li><li>Unruhe, Konzentrationsschwäche </li><li> Verwirrtheit (was eine „akute“ Demenz vortäuschen kann)</li><li>Sinkende und dunkel gefärbte Urinmenge (unter 1,5 l pro Tag) </li><li>Herzrasen. </li></ul> </p><p class="bodytext"><h4><strong>Die Erkrankung</strong> </h4> </p><p class="bodytext"><!-- ###MEDIA0### --> </p><p class="bodytext">Der Mensch besteht zu zwei Dritteln aus Wasser. Der <strong>Wasserhaushalt</strong> gewährleistet, dass dieser Wasseranteil im Körper konstant bleibt. Er benötigt dazu täglich ~ 2,6 l Wasser; 1,5–2 l davon in Form von Flüssigkeit. Die Ausscheidung erfolgt weitgehend über die Nieren, kleinere Wassermengen werden auch über den Schweiß und die Lunge (als Wasserdampf) abgegeben. Ist der Wasserhaushalt im Gleichgewicht, sind die Aufnahme von Wasser, die Bildung von Wasser im Körper und die Ausscheidung ausgeglichen. Vor allem die Nieren erhalten dieses Gleichgewicht aufrecht und regulieren die Wassermenge. <strong>Adiuretin</strong> (antidiuretisches Hormon, ADH), ein Hormon aus der Hypophyse, steuert diesen Vorgang. Ist der Wasserhaushalt gestört, trocknet der Organismus entweder aus oder er überwässert. Lagert sich Flüssigkeit im Gewebe ein, entstehen Ödeme. </p><p class="bodytext">Mit zunehmendem Alter sinkt das Trinkbedürfnis, weil das Durstgefühl nachlässt; die Gründe sind nicht bekannt. So vergessen ältere Menschen oft einfach, genügend zu trinken. Aber auch aus Angst vor unkontrolliertem Urinverlust beschränken viele ältere Menschen das Trinken auf das Nötigste. </p><p class="bodytext">Das Missverhältnis zwischen Flüssigkeitsaufnahme und -verlust hat Auswirkungen auf Herzfrequenz, Körpertemperatur und Großhirnfunktion (erhöhte Reizbarkeit und Bewusstseinstrübung). Da die Blase nicht mehr regelmäßig gespült wird, steigt auch das Risiko für Blasenentzündungen. </p><p class="bodytext"> </p><p class="bodytext">Fieber, Durchfall und Erbrechen erhöhen das Risiko einer Austrocknung. Sie lassen den Bedarf an Flüssigkeit stark ansteigen und können sehr schnell auch bei normal ernährten Menschen zu einer lebensbedrohlichen Austrocknung führen. Nicht selten führt auch eine Behandlung mit Diuretika unbemerkt zur Austrocknung. </p><p class="bodytext"><p class="selbsthilfe"><strong>Unterstützung durch Angehörige</strong> </p> </p><p class="bodytext">Um die täglich notwendige Trinkmenge von mindestens 2,5 l zu erreichen, helfen folgende Maßnahmen: </p><p class="bodytext"><ul><li>Beobachten Sie das Trinkverhalten des Betroffenen und entwickeln Sie mit ihm einen Trinkplan. </li><li>Stellen Sie die erforderlichen Trinkrationen in Sichtweite bereit: z. B. ein Glas Wasser auf dem Nachtisch, das direkt nach dem Aufstehen getrunken wird, nach dem Frühstück eine Kanne Tee oder Saft, die bis zum Mittagessen geleert sein sollte, eine weitere Kanne für nachmittags usw. </li><li>Bei Trinkbeschwerden erleichtern Strohhalme oder Schnabeltassen die Flüssigkeitsaufnahme. </li><li>Frische Fruchtsäfte regen die Trinklust an und enthalten lebenswichtige Mineralien und Vitamine. </li><li>Früchte mit hohem Flüssigkeitsgehalt (z. B. Melonen oder Weintrauben) sind manchmal eine gute Alternative zu Säften oder Tee. Auch Milch-, Gemüse- und Fleischsuppen sind gute Flüssigkeitsspender. </li><li>Kaffee und schwarzer Tee sind erlaubt. Nach 17 Uhr führen sie allerdings nicht selten zu (Ein-)Schlafstörungen. </li><li>Alkoholhaltige Getränke wie 1–2 Gläser Bier oder Weißwein am Abend sind in Ordnung. Im hohen Lebensalter hat die Restriktion des Alkoholkonsums keine Priorität. Es kommt lediglich darauf an, dass die Leber keine Schäden davonträgt. Der Hausarzt kann das durch einen einfachen Bluttest, z. B. durch Bestimmung der Gamma-GT leicht prüfen. </li></ul> </p><p class="bodytext"><div class="gh_leuchtstift"> Ein Zielkonflikt besteht, wenn der Arzt die Trinkmenge aus medizinischen Gründen limitiert, z. B. bei Herzinsuffizienz oder Nierenschwäche. Diese Anordnung ist oft eine Gratwanderung zwischen dem, was dem Körper an Flüssigkeitsbelastung erspart werden soll und dem, was der Körper trotzdem zum Leben braucht. Eine ärztlich verordnete Trinkmenge sollte deshalb weder über- noch unterschritten werden – und auf 10 % genau eingehalten werden. </div></p>

Lebensqualität für Sterbende

<p class="bodytext">Lebensqualität für einen unheilbar Kranken, das klingt für einen Gesunden vielleicht unverständlich. Aber Lebensqualität bedeutet, dass der Kranke im Rahmen seiner Möglichkeiten <i>unbeschwert</i> leben kann. Niemand kann von außen die Situation eines Sterbenden beurteilen. Betreuende und Angehörige brauchen viel Einfühlungsvermögen, um herauszufinden, was wichtig ist. </p><p class="bodytext">Für alle Sterbenden ist es wichtig, Menschen um sich zu haben. Das Gefühl, noch immer Teil des Lebens zu sein, gehört wohl zu den universalen Bedürfnissen Sterbender. Zuzuhören oder nur da zu sein ist das, was das Begleiten auf dem letzten Lebensweg ausmacht. </p><p class="bodytext">Wenn Menschen hilflos sind und nicht mehr reden können, ist es besonders wichtig, ihre Lebensäußerungen wahrzunehmen. Nur so kann es gelingen, Belastungen und Schmerzen für sie zu vermeiden und das Selbstbestimmungsrecht aufrechtzuerhalten. Weil es der Palliativmedizin nicht mehr um Heilung geht, sondern um Milderung der Symptome, nimmt die Kontrolle von Symptomen einen besonderen Stellenwert ein. Täglich wird geprüft, ob die Therapie neu anzupassen ist. Die häufigsten Probleme sind: </p><p class="bodytext"><ul><li>Übelkeit und Erbrechen, besonders bei Krebspatienten, aber auch als Nebenwirkung von Schmerzmedikamenten. (Verträgliche und wirkungsvolle Medikamente stehen aber zur Verfügung). </li><li>Hautschäden, insbesondere Dekubitus </li><li>Inkontinenzprobleme: In der Palliativmedizin sind die Infektionsrisiken eines Dauerkatheters eher vertretbar als sonst. Wenn der Patient sich wohler fühlt mit einem Dauerkatheter, weil keine Geruchsprobleme mehr da sind, und er die Angst, dass „was passieren könnte“, vergessen kann, soll er ihn bekommen. </li><li>Mundschleimhautprobleme und Trockenheit der Mundhöhle </li><li>Hunger und Durst durch Unfähigkeit zu kauen oder zu schlucken, Verdauungsbeschwerden </li><li>Verstopfung, häufig ebenfalls eine Medikamentennebenwirkung, aber auch Folge von Bewegungsmangel und einseitiger Ernährung </li><li>Trockenheit der Augen (Sicca-Syndrom): Künstliche Tränen bieten hier wirksame Hilfe. </li><li>Verwirrtheit: Es gibt vieles, das die Verwirrtheit eines Menschen verschlimmert, z. B. häufige Ortswechsel und wechselnde Bezugspersonen. </li><li>Atemnot und Rasselgeräusche beim Atmen. </li></ul> </p><p class="bodytext"><p class="nzo">Angst und Unruhe beseitigen </p> </p><p class="bodytext">Eine Herausforderung für die Angehörigen sind Angst und Unruhe des Sterbenden. Dahinter steckt entweder eine nicht ausreichende Schmerztherapie oder aber die Angst vor den letzten Tagen und Stunden, d. h. vor weiterem zusätzlichen Leiden. Doch die Komplikationen, die dann schließlich das Leben beenden, müssen nicht leidvoll sein. </p><p class="bodytext">So kommt es bei krebskranken Menschen, aber auch bei Menschen mit unheilbaren Leberschäden (Leberzirrhose) häufig zur Bewusstlosigkeit durch giftige Substanzen (Koma bzw. Leberausfallkoma). Der Übergang kann für Angehörige sehr belastend sein, ist aber relativ kurz und mit Medikamenten gut überbrückbar. Bei Gehirntumoren kann es zu Krampfanfällen kommen, die über den Hirndruck ebenfalls zum Koma führen. Das Leben endet dann mit einem „Einschlafen“. Große Ängste schließlich bestehen vor Atemnot und vor dem Ersticken. Lungen- und Herzkranke sind hier oft betroffen. Durch die Atemnot wird Kohlendioxid im Blut angereichert, das dazu führt, dass das Bewusstsein des Sterbenden geringer wird und er dann einschläft (so genannte CO<sub>2</sub>-Narkose). Das heißt, er wird den Zustand des Erstickens nicht mehr bewusst erleben. </p><p class="bodytext">Viele Patienten sind erleichtert, wenn sie über diese Zusammenhänge ehrlich und medizinisch korrekt aufgeklärt werden. </p><p class="bodytext"><p class="nzo">Ernährung am Lebensende </p> </p><p class="bodytext">Beim Sterbenden tritt das Essen zunehmend in den Hintergrund. Hat man früher Sterbende fast bis zuletzt gezwungen, etwas zu sich zu nehmen und zu trinken oder mit regelmäßigen Infusionen für Flüssigkeitszufuhr gesorgt, weil man Angst vor Austrocknung hatte, gilt dieses Vorgehen heute als Kunstfehler. So ist das Thema Essen heute eher ein Problem der Wahrnehmung der Angehörigen. Der Schwerkranke hat meist keinen Hunger mehr. </p><p class="bodytext">Diese Aussage gilt natürlich nur mit Einschränkungen für Kranke mit noch längerer Lebenserwartung. Im Krankenhaus stellen Infusionen die Therapie der Wahl dar, weil meistens ein venöser Zugang schon besteht und dieser auch durch die Infusionen offen gehalten werden kann. </p><p class="bodytext">Die Mehrzahl der Sterbenden kann einigermaßen normal essen und sollte das auch tun. Das gilt auch für die Frage, <i>was </i>der Patient isst. Diäten sind gut, aber irgendwann ziemlich zweitrangig. Der Schwerkranke soll – wenn er mag – essen und trinken, was immer er will.&nbsp; </p><p class="bodytext">Das Thema künstliche Ernährung am Lebensende nimmt in der öffentlichen Diskussion einen immer größeren Stellenwert ein. Das betrifft insbesondere die Ernährung über eine PEG-Sonde, die über die Bauchdecke in den Magen gelegt wird. Sinnvoll ist dies, wenn dadurch ein vorübergehender, durch Schluckschwierigkeiten hervorgerufener Zustand überbrückt werden kann, um anschließend wieder eine normale Ernährung zu ermöglichen. Im letzten Lebensstadium sollte die künstliche Ernährung insgesamt sorgfältig überlegt werden. Sie haben aber in jedem Fall Zeit zum Überlegen, niemand verhungert in so kurzer Zeit. Sie dürfen durchaus auch die Frage stellen, ob mit der künstlichen Ernährung die Probleme des Kranken oder die der Umgebung gelöst werden sollen und können. Bei Hochbetagten könnten die Nachteile (Komplikationen, Fixierung) die wenigen Vorteile überwiegen. </p><p class="bodytext">Eine Flüssigkeitszufuhr durch Infusionen, die belastungsfrei auch rektal (über den After) möglich ist, kann notwendig sein. In der letzten Lebensphase können Kranke jedoch ohne Infusion friedlich leben und sterben – und wahrscheinlich sogar besser. Sie leiden in dieser Situation nicht an Hunger und Durst. </p><p class="bodytext"><div class="gh_leuchtstift">Viele Schwerkranke verweigern bewusst die Nahrung, um schneller sterben zu können. Das ist keine leichte Situation, denn nun müssen die Angehörigen zusehen, wie der Patient immer weiter abmagert. Der Wille des Patienten sollte aber respektiert werden. Auch die Flüssigkeitsverweigerung in der letzten Phase vor dem Tod ist ein natürliches Zeichen des Todkranken, dass er sterben will. </div></p>

Trauer und Abschied

<p class="bodytext">Nach Eintritt des Todes ist es weder nötig noch sinnvoll, gleich aktiv zu werden. Vielen Menschen hilft es, die Stille und Besonderheit dieses abschließenden Lebensmoments auf sich wirken zu lassen, den geliebten Menschen noch einmal in Ruhe anzusehen und ihm nachzuspüren. Für die meisten ist es aber auch der Moment, in dem die Gefühle der Trauer mit all ihrer Wucht über sie hereinbrechen. </p><p class="bodytext">Sterben begegnet uns zunächst als das Sterben anderer. Die Auseinandersetzung mit den damit verbundenen Ängsten und belastenden Gefühlen ist ähnlich dem inneren Ringen, das ein Sterbender durchmacht, wenn die Todesnähe bewusst erlebt wird. Sterben ist auch immer Interaktion – zwischen denen, die bleiben, und dem, der gehen muss. </p><p class="bodytext">Früher war es die Regel, die Verstorbenen mehrere Tage zu Hause oder in einer Kapelle aufzubahren, damit jeder seine Trauer bekunden und sich verabschieden konnte. </p><p class="bodytext">Auch heute ist es noch möglich, dass der Verstorbene nicht direkt in ein Beerdigungsinstitut gebracht wird. Je nach Landesrecht kann der Verstorbene bis zu 36 Stunden zu Hause aufgebahrt werden. Wollen die Angehörigen den Verstorbenen noch länger bei sich behalten, können sie einen Antrag bei der örtlichen Ordnungsbehörde stellen. Die Frist wird dann verlängert, wenn ein Arzt bescheinigt, dass keine hygienischen Bedenken dagegen bestehen. </p><p class="bodytext"><p class="nzo">Es ist vorbei </p> </p><p class="bodytext">Während des Sterbens stehen die Bedürfnisse des Sterbenden im Mittelpunkt, und die Angehörigen sind meist so mit den Pflege- und Betreuungsmaßnahmen beschäftigt, dass sie das eigentliche Geschehen, den unwiderruflichen Abschied, erst in der Zeit danach richtig wahrnehmen und langsam lernen müssen, mit dem Verlust weiterzuleben. </p><p class="bodytext"><strong>Trauer</strong> ist sehr individuell. Hinterbliebene durchleben dennoch oft ähnliche Phasen wie die Sterbenden, indem sie versuchen, den Verlust zu bewältigen. Diese Phasen reichen von Verdrängung oder Betäubung des Schmerzes durch Arbeit, Wut oder Alkohol über totale Verzweiflung bis hin zu sozialem Rückzug und Suizidgedanken. Nicht selten erscheint der Verstorbene im Halbschlaf oder Traum und redet ganz normal – oder auch aus dem „Jenseits“ – mit dem Trauernden. Er ist einfach noch präsent. Besonders dann, wenn der Tod unerwartet eingetreten ist, kann diese Phase über Monate anhalten. </p><p class="bodytext"><p class="nzo">Kann man „richtig“ trauern? </p> </p><p class="bodytext">Es gibt keine „richtige“ oder „falsche“ Art zu trauern. Weinen, Schmerz (auch körperlich), Wut, Leere, Schuldgefühle – aber auch die Unfähigkeit, den Schmerz zuzulassen, können dazu gehören. </p><p class="bodytext">Eine normale Reaktion ist der Versuch, mit dem Verstorbenen weiter Kontakt zu halten, sich an gemeinsamen Orten oder der Grabstätte an ihn zu erinnern und mit ihm Dialoge zu führen. Auch das gemeinsame Erinnern mit weiteren Angehörigen und Bekannten gehört zum Trauern. </p><p class="bodytext">Entsprechend ist wenig hilfreich, Trauernde abzulenken. Viel wichtiger ist es, zu jedem Zeitpunkt ihre Bedürfnisse wahrzunehmen, Anteilnahme zu zeigen, ohne aber die vom Trauernden oft gewünschte Distanz zu überschreiten. </p><p class="bodytext"><p class="nzo">Professionelle Hilfe </p> </p><p class="bodytext">Ohne Unterstützung durch nahestehende Menschen fällt ein Trauernder leicht in jahrelange Depressionen, Bitterkeit oder Isolation. Bietet das persönliche Umfeld nur wenig Hilfe und Zuwendung, oder ist die Alltagsbelastung kaum zu bewältigen, wenn z.&nbsp;B. kleine Kinder oder der Ehepartner des Verstorbenen zu versorgen sind, sollte rechtzeitig professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden. </p><p class="bodytext">Die Frage, wo die Grenze zur <strong>traumatischen, krankhaften Trauerreaktion</strong> überschritten ist, die der therapeutischen Hilfe bedarf, ist manchmal schwer zu beantworten. Es gibt Experten, die sechs Monate als Grenze setzen, nach denen sich wieder ein gewisses Maß an Normalität und Lebensfreude eingestellt haben sollte. In der Praxis aber sind andere Zeichen wichtiger. </p><p class="bodytext">Wenn Trauernde </p><p class="bodytext"><ul><li>An Schuldgefühlen leiden, den Angehörigen während des Sterbens nicht gut genug betreut oder ausreichend besucht zu haben </li><li>Am Sinn des eigenen Lebens zweifeln oder Suizidgedanken haben </li><li>Nichts mehr zu finden scheinen, das ihnen Freude bereitet, weder ihre Hobbys, ihre Arbeit, noch Musik oder Dinge, die sie früher besonders gern gemacht haben </li><li>Die Menschen um sich herum nur noch als Last empfinden </li></ul> </p><p class="bodytext">sollte <i>zügig</i> professionelle Hilfe gesucht werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine posttraumatische Belastungsstörung vorliegt, ist in diesen Fällen hoch. Konsultieren Sie Ihren Hausarzt, um rasch einen Psychotherapeuten zu finden, oder suchen Sie direkt einen Nervenarzt oder Psychotherapeuten auf. Ist Ihr Angehöriger palliativmedizinisch betreut worden, so vermitteln auch das Hospiz Angebote zur weiteren Betreuung. In vielen Städten gibt es auch kommunale oder kirchliche Institutionen, die zumindest eine Erstberatung durchführen können. </p><p class="bodytext"> </p><p class="bodytext"><p class="infobox">Weiterführende Informationen</p> </p><p class="bodytext"><ul><li><a href="http://www.rki.de" target="_blank">www.rki.de</a> – Website des Robert-Koch-Instituts, Berlin: Bietet Themenheft 2 zur Sterbebegleitung unter der Rubrik Gesundheitsberichterstattung, Stichwortsuche Sterbebegleitung, kostenlos zum Herunterladen oder Bestellen. Behandelt werden rechtliche Grundsätze bis zur Palliativmedizin und Hospizbewegung. </li><li><a href="http://www.trauer.org" target="_blank">www.trauer.org</a> – Privat betriebenes Trauerportal (Arzbach) zum Austausch unter Betroffenen. </li><li>J. Canacakis: Ich sehe deine Tränen. Lebendigkeit in der Trauer. Kreuz-Verlag, 2006. Verständlich geschrieben vermittelt das Buch, dass Trauer zum Leben gehört. </li><li>M. Nijs: Trauern hat seine Zeit. Abschiedsrituale beim frühen Tod eines Kindes. Verlag für angewandte Psychologie, 2003. Basierend auf Gesprächen mit betroffenen Müttern werden Anregungen und praxisbezogene Vorschläge geschaffen, die verwaiste Eltern einfühlsam unterstützen.</li></ul></p>

Die reproduktive Dimension

<p class="bodytext">Auch wenn heute Sexualität vielfältiger gesehen wird, steht beim Sex bzw. Geschlechtsverkehr das Thema Fortpflanzung und die Verantwortung, ein Kind zu zeugen, immer mit im Raum. Sexualität bedeutet in der Zeit zwischen Pubertät und Menopause der Frau auch „Fruchtbarkeit&quot;. </p><p class="bodytext">Für viele Paare drückt sich in einem gemeinsamen Kind die Liebe und das Vertrauen ihrer Beziehung aus. Problematisch wird es jedoch, wenn ein Partner ein Kind will, der andere aber nicht (was gar nicht so selten ist). Beziehungsprobleme und sexuelle Störungen sind in diesem Fall fast vorprogrammiert. Auch bei Paaren mit ungewollter Kinderlosigkeit, die ihre Sexualität jahrelang auf den reinen Fortpflanzungsfaktor reduzieren, sind oft Beziehungskrisen und sexuelle Probleme die Folge. Eine von beiden Seiten ungewollte Schwangerschaft (und die Frage, wie man damit umgeht) stellt viele Beziehungen vor eine Zerreißprobe. </p><p class="bodytext">Um Missverständnisse und Kränkungen zu vermeiden, sollten Paare folgende Fragen offen angehen: Wollen wir ein Kind oder nicht? Wenn nicht, dann sollten wir auch möglichst sicher verhüten. Und was ist, wenn es trotzdem passiert? Oder wollen wir es einfach darauf ankommen lassen und „natürlich&quot; verhüten? Oder wollen wir unbedingt ein Kind und verzichten somit ganz auf Verhütung? Und was können wir tun, um bei ungewollter Kinderlosigkeit und „Sex nach Terminplan&quot; trotzdem noch Spaß dabei zu haben? </p>

Gonorrhö

<p class="bodytext"> </p><p class="bodytext"><strong>Gonorrhö</strong> <strong>(Gonorrhoe, Tripper, Morbus Neisser, GO):</strong> Häufig auftretende Geschlechtskrankheit. Jedes Jahr infizieren sich bis zu 60 Millionen Menschen weltweit mit dem Bakterium <strong>Neisseria gonorrhoeae</strong> (Gonokokken). Männer und Frauen sind dabei gleichermaßen von Tripper betroffen, vor allem im jüngeren Erwachsenenalter um die 30 Jahre. Die Erkrankung bleibt meist unbemerkt. Aufgrund der zunehmenden Verbreitung von antibiotikaresistenten Erregerstämmen (insbesondere gegen Breitbandantibiotika und Penizillin) gewinnt die Gonorrhö als Krankheitsbild weltweit wieder an Bedeutung. </p><p class="bodytext"><h4>Symptome und Leitbeschwerden</h4> </p><p class="bodytext"><strong>Bei Frauen:</strong> </p><p class="bodytext">In fast 70&nbsp;% der Fälle treten zunächst keine oder nur sehr milde Beschwerden auf, sodass die Infektion zunächst möglicherweise gar nicht bemerkt wird. Achten Sie auf folgende Symptome: </p><p class="bodytext"><ul class="arzt"><li>Eitriger Ausfluss aus der Scheide</li> <li>Schmerzen beim Wasserlassen</li> <li>Leichte Halsschmerzen, wenn Rachenbereich infiziert ist</li> <li>Brennen und Schmerzen beim Stuhlgang sowie Beimengungen von Schleim im Stuhl, wenn die Schleimhäute des Enddarms betroffen sind.</li> </ul> </p><p class="bodytext"><strong>Bei Männern:</strong> </p><p class="bodytext"><ul class="arzt"> <li>Brennende Schmerzen beim Wasserlassen bis hin zum Gefühl von Glassplittern in der Harnröhre</li> <li>Rötung und schmerzhafte Schwellung am Penis und an der Vorhaut</li> <li>Zunehmender eitriger, schleimiger Ausfluss (oft morgens, auch &quot;Bonjour-Tröpfchen&quot; genannt) aus der Harnröhre, der dann schnell gelblich-cremig wird</li> <li>Schleimig-eitrige Beimengungen im Stuhl und Schmerzen beim Stuhlgang als Folge der Entzündung im Enddarm beim Analverkehr</li> <li>Entzündung mit Halsschmerzen als Folge von Oralverkehr (Rachen-Gonorrhö).</li></ul> </p><p class="bodytext"><h4>Wann zum Arzt</h4> </p><p class="bodytext"><strong>Am nächsten Tag, wenn</strong> </p><p class="bodytext"><ul class="arzt"><li>oben genannte Symptome auftreten.</li> <li>es zu ungeschütztem Geschlechtsverkehr mit einem Partner mit bekannter Infektion kam.</li></ul> </p><p class="bodytext"><h4> Die Erkrankung </h4> </p><p class="bodytext"><h5>Ursachen</h5> </p><p class="bodytext">Hauptursache der Erkrankung ist der ungeschützte Geschlechtsverkehr mit einem Erkrankten. Die Gonorrhö-Erreger werden also vor allem durch den direkten Kontakt mit den Schleimhäuten übertragen, aber auch durch indirekten Kontakt mit infektiösen Körpersekreten wie Stuhl oder Urin. Da die Erreger auf äußere Einflüsse sehr empfindlich reagieren, ist eine Ansteckung durch Kontakt mit verunreinigten Gegenständen, wie Waschlappen oder Handtücher, eher unwahrscheinlich. </p><p class="bodytext">Die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung von Gonokokken vom Mann zur Frau bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr liegt bei etwa 85&nbsp;%; andersherum geben nur etwa 30&nbsp;% der erkrankten Frauen den Erreger an den Partner weiter. </p><p class="bodytext"><h5>Komplikationen</h5> </p><p class="bodytext">Eine unbehandelte Gonorrhö kann sich über den Blutweg im ganzen Körper ausbreiten (Gonokokkensepsis). Es kann zu wiederkehrenden Fieberschüben, Schüttelfrost, Hautveränderungen und schmerzhaften Gelenk- und Sehnenscheidenentzündungen kommen. Ebenso ist eine Bauchfellentzündung (Peritonitis) möglich. </p><p class="bodytext"><strong>Bei Frauen</strong> entwickelt sich häufig eine Gebärmutterhalsentzündung (Zervizitis) mit Fieber sowie heftigen Unterbauchschmerzen sowie Eierstock- und Eileiterentzündungen (chronische Adnexitis). Verkleben in der Folge die Eileiter, kann es zur Unfruchtbarkeit kommen. </p><p class="bodytext">Die Übertragung ist auch bei der Geburt von der infizierten Mutter auf das Neugeborene möglich, das meist an einer eitrigen Bindehautentzündung erkrankt. Aus diesem Grund erhalten Neugeborene bei Bedarf direkt nach der Geburt Augentropfen, um eine mögliche Ansteckung zu vermeiden. </p><p class="bodytext"><span class="spitzmarke">Bei Männern</span> kann es zu einer chronischen Prostataentzündung und/oder Entzündung der Nebenhoden kommen. Da die chronische Entzündung für Antibiotika schwer zugänglich ist, kann sie zu Verengungen in der Harnröhre führen. </p><p class="bodytext"><h5>Auslöser</h5> </p><p class="bodytext">Als Auslöser gilt das Bakterium Neisseria gonorrhoeae (Gonokokken). </p><p class="bodytext"><h5>Verlauf</h5> </p><p class="bodytext"><span class="spitzmarke">Bei Frauen.</span> Gonokokken verursachen wenige Stunden bis zu 10 Tage nach der Ansteckung eine Entzündung meist des Gebärmutterhalses. Diese breitet sich auf die Harnröhre, manchmal auch auf den Enddarm aus. Im Scheideneingang werden vorwiegend die Bartholin-Drüsen befallen, die anschwellen und schmerzen. Bleibt die Infektion unbehandelt, dehnt sie sich oberhalb des Gebärmutterhalses auf den Gebärmutterkörper, die Eileiter und den Beckenraum aus (<strong>obere Gonorrhö</strong>). Die Spätfolgen können Verklebungen und Verwachsungen und dadurch bedingte chronische Unterbauchschmerzen, Eileiterschwangerschaften und Unfruchtbarkeit sein. Werden Neugeborene während der Geburt infiziert, erkranken sie an einer eitrigen Bindehautentzündung (<strong>Blenorrhö</strong>). Unbehandelt kann sich die Infektion auch außerhalb des Genitaltrakts auf andere Organe wie Gelenke, Hirnhäute und Herz ausweiten. </p><p class="bodytext"><span class="spitzmarke">Bei Männern.</span> 2–3 Tage nach der ursächlichen Infektion mit Gonokokken treten die ersten Anzeichen in Form von Schmerzen beim Wasserlassen und einem milchig-eitrigen Ausfluss auf. Meist zeigt sich die Erkrankung jedoch ohne spürbare Symptome, sodass der Infizierte die Gonokokken unwissentlich an seine Sexualpartner weitergibt und die Erkrankung lange unbehandelt bleibt. Es drohen chronische Krankheitsverläufe, schwere Entzündungen der Geschlechtsorgane und irreparable Schäden wie etwa Unfruchtbarkeit. </p><p class="bodytext"><h4>Diagnosesicherung</h4> </p><p class="bodytext">Der Arzt erkundigt sich nach Dauer und Beschaffenheit des Ausflusses, nach dem Zeitpunkt des letzten Geschlechtsverkehrs sowie nach den Sexualpraktiken. Letzteres ist wichtig, da bei Oralverkehr die Gonorrhö auch den Rachen befallen kann. Im Rahmen der körperlichen Untersuchung nimmt der Arzt einen Abstrich von den betroffenen Körperstellen: bei der Frau meist vom Gebärmutterhals, beim Mann von der Harnröhre. Aber auch Abstriche aus dem Rachen, dem After oder der Augenbindehaut sollten erfolgen, um diese mikroskopisch zu untersuchen. Da häufig eine Mehrfachinfektion vorliegt, gehören auch Tests auf Syphilis und eine Chlamydieninfektion zur Diagnostik. </p><p class="bodytext"><h4>Behandlung</h4> </p><p class="bodytext">Um die weitere Ausdehnung der Infektion und mögliche Spätfolgen zu verhindern, wird sofort antibiotisch behandelt, auch ohne den Erregernachweis abzuwarten. Dazu reicht bei einer unkomplizierten, unteren Gonorrhö meist eine einmalige Gabe (als intramuskuläre Spritze oder Tablette) eines Antibiotikums wie <span class="freiname">Ceftriaxon</span> i.&nbsp;m., alternativ <span class="freiname">Cefixim</span>, <span class="freiname">Ofloxacin</span> oder <span class="freiname">Ciprofloxacin</span>. </p><p class="bodytext">Je nach Präparat werden Chlamydien direkt miterfasst oder durch eine zusätzliche einwöchige Einnahme eines entsprechenden Antibiotikums behandelt. Sexualpartner (auch wenn die Sexualkontakte bis zu 30 Tage zurückliegen) bekommen ebenfalls diese Antibiotika. </p><p class="bodytext"><span class="spitzmarke">Bei Frauen.</span> Unmittelbar nach der nächsten Menstruation erfolgt eine Therapiekontrolle durch Abstrich und ggf. Kultur. Ist es bereits zu einer gonorrhöischen Eileiterentzündung gekommen, wird ein Krankenhausaufenthalt über mindestens eine Woche notwendig. Die Antibiotikabehandlung erfolgt in solchen Fällen in höherer Dosierung und längerer Dauer. </p><p class="bodytext"><h4>Prognose</h4> </p><p class="bodytext">Die Aussichten auf Heilung sind meist gut. Bei einer frühzeitigen Behandlung mit Antibiotika heilen die Entzündungen in der Regel folgenlos aus. </p><p class="bodytext"><h4>Ihr Apotheker empfiehlt</h4> </p><p class="bodytext"><h5>Was Sie selbst tun können</h5> </p><p class="bodytext"><ul><li>Gehen Sie bei den ersten Symptomen zum Arzt.</li> <li>Wichtig ist auch die Behandlung des Sexualpartners, um eine immer wiederkehrende wechselseitige Ansteckung zu vermeiden.</li></ul> </p><p class="bodytext"><h5>Prävention</h5> </p><p class="bodytext"><ul><li>Verwenden Sie beim Geschlechtsverkehr Kondome, um sich vor einer Ansteckung mit Gonokokken zu schützen.</li> <li>Derzeit gibt es noch keine Impfung gegen Neisseria gonorrhoeae, allerdings infizieren sich weniger Frauen, die gegen Meningokokken der Gruppe&nbsp;B geimpft sind.</li></ul></p>

Was sind sexuell übertragbare Erkrankungen?

<p class="bodytext"> </p><p class="bodytext"> <strong>Geschlechtskrankheiten</strong> (venerische Infektionen): In der Regel auf sexuellem Weg übertragene Gruppe von Erkrankungen; die meisten können aber auch ohne sexuellen Kontakt übertragen werden. International ist der Begriff der <strong>sexuell übertragbaren Erkrankungen,</strong> englisch sexually transmitted diseases oder kurz STDs, üblich. </p><p class="bodytext">Früher waren all diese Geschlechtskrankheiten meldepflichtig; aufgrund des Infektionsschutzgesetzes von 2001 gilt das nur noch für Syphilis und HIV. Naturgemäß betreffen Geschlechtskrankheiten sexuell aktive Jugendliche und Erwachsene, einige können aber auch schon während oder vor der Geburt sowie im höheren Lebensalter z.&nbsp;B. durch Bluttransfusionen übertragen werden. </p><p class="bodytext">Zu beachten ist, dass bei allen sexuell übertragbaren Infektionskrankheiten der Eintrittsort für die Erreger von den jeweiligen Sexualpraktiken abhängt. Deshalb kann neben den Geschlechtsorganen gleichzeitig oder allein der Enddarm bei Analverkehr oder die Mund- und Rachenschleimhaut bei Oralverkehr befallen sein. </p><p class="bodytext">Die Heilungschancen hängen vom Krankheitserreger und vom Zeitpunkt des Therapiebeginns ab. </p><p class="bodytext"><p class="nzo">Überblick </p> </p><p class="bodytext">Geschlechtskrankheiten sind eine große Gruppe von Infektionen, die von Kleinstlebewesen, Bakterien oder Viren verursacht werden. Zu den schon seit Jahrhunderten bekannten und früher vorherrschenden Geschlechtskrankheiten zählen diese vier: </p><p class="bodytext"> </p><p class="bodytext"><ul><li>Gonorrhoe (nach wie vor häufig) </li><li>Syphilis (ziemlich selten) </li></ul> </p><p class="bodytext">In den westlichen Ländern treten Gonorrhoe und Syphilis mittlerweile nicht mehr so häufig auf, die Infektionsschwerpunkte haben sich nach Ostasien und Afrika verlagert. </p><p class="bodytext"><ul><li>Ulcus molle (Weicher Schanker, selten) </li><li>Lymphogranuloma inguinale (ebenfalls selten, zumindest in den westlichen Industrieländern) </li></ul> </p><p class="bodytext">Da alle vier charakteristische Beschwerdebilder haben, werden sie von den Ärzten oft als <strong>spezifische Geschlechtskrankheiten</strong> bezeichnet. </p><p class="bodytext">Seit den 1950er Jahren stehen allerdings zunehmend andere Erkrankungen im Vordergrund, die leider schwieriger zu erkennen sind und deshalb von Medizinern auch <strong>unspezifische Geschlechtskrankheiten</strong> genannt werden. Sie werden weiter unten im Einzelnen besprochen. Sie sind auch nicht alle akut gefährlich, einige können Männer ein Leben lang begleiten. </p><p class="bodytext"><h4><strong>Die häufigeren Geschlechtskrankheiten im Einzelnen </strong></h4> </p><p class="bodytext"> <span class="spitzmarke"><strong>Gonorrhoe.</strong></span> Bei der Gonorrhoe (Tripper) ist die vordere Harnröhrenschleimhaut (Urethritis anterior) entzündet, typischerweise verbunden mit gelblich-grünem Ausfluss aus dem Penis. Diese Entzündung kann zum Brennen in der Harnröhre führen. </p><p class="bodytext"> </p><p class="bodytext"> <span class="spitzmarke"><strong>Syphilis.</strong> </span>Bei der Syphilis (Lues) entsteht am Infektionsort nach ~ 3 Wochen ein so genanntes Primärstadium, beim Mann typischerweise ein schmerzfreies Geschwür mit derber Schwellung an der Eichel, später verbunden mit nicht juckendem Hautausschlag am ganzen Körper. </p><p class="bodytext"> <span class="spitzmarke"><strong>Chlamydien.</strong></span> Zu den häufigen Geschlechtskrankheiten gehören Infektionen mit Chlamydien: Es sind kugelförmige Bakterien, die nur in Wirtszellen überleben können und Entzündungen an Harnröhre und Nebenhoden verursachen. Die Beschwerden sind meistens nur schwach ausgeprägt, vor allem Patientinnen bemerken meist nichts. In der Folge wird die Ansteckung nur selten erkannt, und es besteht die Gefahr, dass die Erkrankung chronisch wird, wodurch vor allem Frauen Folgeschäden wie Unfruchtbarkeit und chronische Adnexitis drohen. Auch wird der Keim unbemerkt weiter übertragen. Die Infektion wird also vom Betroffenen leicht übersehen. Immerhin gibt es neuerdings Laboruntersuchungen zum Erregernachweis, z.B. aus dem Urin. Eine Therapie der betroffenen Sexualpartner gelingt fast immer durch die Gabe von Antibiotika (z. B. <span class="freiname">Doxycyclin</span>), da Resistenzen selten sind. Der Arzt wird nach der Therapie einen Abstrich vornehmen, um den Therapieerfolg zu kontrollieren. </p><p class="bodytext"> <span class="spitzmarke"><strong>Mykoplasmen. </strong></span>Infektionen mit Mykoplasma genitalium führen zu oft nur schwachen Entzündungen von Harnröhre (Urethritis) und Prostata (Prostatitis). Diagnostik und Therapie sind identisch mit der von Chlamydieninfektionen. </p><p class="bodytext"> <span class="spitzmarke"><strong>Feigwarzen. </strong></span>Häufig sind Feigwarzen (Condylomata accuminata, Genitalwarzen), die von Humanen Papillom Viren (HPV) verursacht werden; von ihnen sind Frauen häufiger als Männer betroffen. Die Feigwarzen kommen beim Mann am Penis vor, bei der Frau am äußeren Genitale und am Gebärmutterhals – seltener aber auch am Enddarm sowie im Mund- und Rachenraum. Der Arzt entfernt die Feigwarzen durch Elektrokoagulation (elektronische Verkochung) oder durch Laserstrahlen in lokaler Betäubung. Die früher durchgeführte Einpinselung mit Podophyllotosin-Lösung (Condylox®) wird nur noch selten angewendet, da inzwischen eine besser verträgliche Creme mit&nbsp; <span class="freiname">Imiquimod</span> (<span class="handelsname"><span class="handelsname">Aldara®</span></span><span class="handelsname">)</span> zur Verfügung steht. Rückfälle können auftreten. </p><p class="bodytext"> <span class="spitzmarke"><strong>Herpes genitalis.</strong></span> Ebenfalls häufig sind Infektionen mit dem Herpes-Virus-2, dem Erreger des Herpes genitalis. Äußeres und inneres Genitale zeigen Herpesläsionen (Gewebeveränderungen bis hin zu Gewebeschäden). Auch können diese im Bereich des Anus und in der Mundhöhle auftreten. An Eichel und Innenseite der Vorhaut entstehen kleine Bläschen mit klarem Inhalt, die befallenen Stellen brennen, sind gerötet und geschwollen. Bei der ärztlichen Untersuchung sind die Bläschen meist bereits verkrustet. Erst die Laboruntersuchung des Bläscheninhalts zeigt dem Arzt, ob seine Verdachtsdiagnose stimmt. Herpes genitalis ist nicht heilbar (wie auch der Lippenherpes), allenfalls sind die Beschwerden therapierbar. Virostatika wie z. B. <span class="freiname">Aciclovir </span>(<span class="handelsname">Zovirax®</span>) als Salbe oder Tablette, alternativ auch <span class="freiname">Valaciclovir</span> oder <span class="freiname">Famciclovir</span> lindern die Beschwerden, verringern die Ausbreitung der Bläschen und beschleunigen die Heilung. Unmittelbar bei Auftreten der ersten Symptome angewendeter Reizstrom durch einen kleinen Stift (<span class="handelsname">Herpifix®)</span>, der den Säurewert des betreffenden Hautareals ändert, verhindert zuverlässig den Ausbruch der Erkrankung. Dennoch überleben die Viren in Nervenknoten und reaktivieren sich, wenn das Immunsystem geschwächt ist; daher sind Rückfälle häufig. </p><p class="bodytext"> <span class="spitzmarke"><strong>Hepatitis B und HIV/AIDS.</strong> </span> Eine Sonderstellung nehmen die Hepatitis-Viren (relevant ist v. a. der Typ B) und HI-Viren (AIDS) ein, die weltweit ebenfalls am häufigsten sexuell übertragen werden. Beide Viren sind in allen Körperflüssigkeiten enthalten und in besonders hoher Konzentration auch im Sperma, so dass sie durch immer auftretende kleinste Verletzungen beim Geschlechtsverkehr besonders leicht übertragen werden. Besteht die Möglichkeit, sich mit HIV infiziert zu haben, so ist eine Postexpositionsprophylaxe innerhalb von 72 Stunden nach der möglichen Ansteckung dringend zu empfehlen, um den Ausbruch der HIV-Infektion noch zu unterbinden. </p><p class="bodytext"><p class="das_macht_arzt"><strong>Das macht der Arzt </strong></p> </p><p class="bodytext">Der Arzt erkundigt sich zuerst nach dem Beschwerdebild, nach Sexualpartnern und Sexualpraktiken. Bei der Untersuchung achtet er auf Rötung, Schwellung, Ausfluss, Bläschen, Knoten, Geschwür- oder Warzenbildung an Penis und Anus. Entsprechend den Angaben des Patienten und dem Befund veranlasst er eine Blut- und Harnuntersuchung und macht einen Abstrich; gegebenenfalls lässt er weitergehende Laboruntersuchungen durchführen. Auf den Untersuchungsergebnissen basierend stimmt der Arzt die Therapie ab (bei den einzelnen Erkrankungen erklärt). </p><p class="bodytext"><div class="gh_warnung"> Verzichten Sie auf Selbstbehandlung. Selbst wenn dadurch die Beschwerden zurückgehen sollten, ist die Erkrankung keinesfalls geheilt und kann chronisch werden. Spätschäden sind meist nur schlecht zu behandeln und häufig schwerwiegend. </p><p class="bodytext">Die Untersuchung und Mitbehandlung der Partner ist bei den meisten Geschlechtskrankheiten notwendig, um <strong>Ping-Pong-Infektionen</strong> (zwischen den Partnern hin- und herspringende Infektionen) zu verhindern – auch wenn der Partner keine Beschwerden hat. Verweigert Ihr Partner das, sollten Sie dies nicht akzeptieren: Er gefährdet Ihre Gesundheit. </p><p class="bodytext">Bis zur völligen Heilung der Infektion müssen Sie auf Geschlechtsverkehr verzichten. <i>Wann</i> das der Fall ist, besprechen Sie am besten mit Ihrem Arzt. </div> </p><p class="bodytext"><p class="vorsorge"><strong>Vorsorge </strong></p> </p><p class="bodytext">Forschung und Statistik haben zahlreiche Risikofaktoren und -situationen benannt, die ein erhöhtes Risiko für die Ansteckung an einer sexuell übertragbaren Erkrankung bilden. Folgerung aus diesen Erkenntnissen ist, dass </p><p class="bodytext"><ul><li>Definitiv nur Kondome und etwas weniger effektiv das Femidom (oder <i>no sex at all)</i> Schutz vor Geschlechtskrankheiten bieten </li><li>Besondere Risiken bei häufig wechselnden Sexualpartnern sowie schleimhautverletzenden Sexualpraktiken wie z. B. bei Analverkehr bestehen </li><li>Statistisch gesehen auch junge Männer unter 20 Jahren, Homo- sowie Bisexuelle, Dunkelhäutige und Männer, die aufgrund (chronischer) Erkrankungen immungeschwächt sind, oder Drogenabhängige besonders von Geschlechtskrankheiten betroffen sind.</li></ul> </p><p class="bodytext">Zur Vorbeugung einer Ansteckung durch Hepatis-B-Viren existiert eine wirksame Schutzimpfung. Diese wird Männern mit Kontakt zu Prostituierten dringend empfohlen. </p><p class="bodytext"><p class="infobox">Weiterführende Informationen</p> </p><p class="bodytext"><ul><li><a href="http://www.bzga.de" target="_blank">www.bzga.de</a> – Internetseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln: Themenschwerpunkte sind u. a. Aidsprävention und Sexualaufklärung, unter der Rubrik Infomaterialien/Bestellung gibt es hierzu zahlreiche Broschüren zum Bestellen und Herunterladen. </li><li>E. Christophers; M. Ständer: Haut- und Geschlechtskrankheiten. Urban &amp; Fischer, 2003. Fachbuch, das gut strukturiert auch für den Laien verständlich ist und handlungsorientierte Hilfe bietet. </li></ul></p>

Orgasmusstörung bei der Frau

<p class="bodytext"><strong>Orgasmusstörung:</strong> Trotz ausreichender Erregung bei sexueller Stimulation verzögert sich der Orgasmus oder bleibt ganz aus (Anorgasmie). Häufige Faktoren für Orgasmusstörungen sind: </p><p class="bodytext"><ul><li>Das Gefühl, dem Partner gegenüber zum Orgasmus verpflichtet zu sein und die Angst, sexuell nicht zu genügen. In der Folge kommt es dabei häufig zu einem vorgetäuschten Orgasmus. </li><li>Angst, dem Partner Wünsche nach anderen Formen der Stimulation mitzuteilen </li><li>Angst, sich gehen zu lassen und die Kontrolle zu verlieren </li><li>Kommunikationsstörungen innerhalb der Beziehung </li><li>Ständige kritische Selbstbeobachtung der eigenen sexuellen Erregung oder der des Partners </li><li>Gestörtes Körpergefühl </li><li>Medikamenteneinnahme und körperliche oder psychische Erkrankungen. </li></ul> </p><p class="bodytext">Unabhängig davon sind die Betroffenen jedoch fähig, ihre sexuellen Bedürfnisse zu beschreiben, genitale Stimulierung zu genießen und ausgeprägte sexuelle Erregung zu entwickeln. Selten gibt es auch Frauen, die zumindest durch einen Partner überhaupt nie zum Orgasmus kommen, und eine größere Zahl, die keinen Orgasmus durch vaginalen Geschlechtsverkehr erreichen kann. </p><p class="bodytext"><span class="spitzmarke"><strong>Therapie.</strong></span> Auch bei Orgasmusstörungen bietet sich nach Abklärung möglicher körperlicher Ursachen durch einen Arzt eine Behandlung in Form einer Sexualberatung oder Sexualtherapie an. Ein wichtiger Faktor sind hier vom Therapeuten unterstützte klärende Gespräche, die die Kommunikation der Sexualpartner verbessern. </p><p class="bodytext"><div class="gh_leuchtstift">Man sollte sich klar machen, dass eine befriedigende Sexualität mehr ist, als jedes Mal zum Orgasmus zu kommen. Viele Paare sind stark „orgasmusfixiert&quot;. Am Anfang einer Beziehung mag das angehen, auf lange Sicht ist aber wichtiger, dass beide Partner mit dem gemeinschaftlichen Sexualleben <i>insgesamt</i> zufrieden sind. Und dies erfordert fast immer Zugeständnisse auf beiden Seiten – die ehrlich gemacht werden wollen und in vielen Partnerschaften auch immer wieder neu ausgehandelt werden müssen. </div></p>

Kritik an der Ästhetischen Chirurgie

<p class="bodytext">Das Zusammenspiel von medizinischem Befund, Leidensdruck und Lebensumständen ist für jeden Menschen höchst unterschiedlich. So selbstverständlich und erstrebenswert uns eine hohe Lebensqualität für jedermann erscheint, so zwiespältig wurde und wird ihre medizinische Umsetzung gesehen. Ein lebenserhaltender Eingriff in den Körper bedarf keiner zusätzlichen Rechtfertigung, ein Eingriff zur Verbesserung der Lebensqualität dagegen sehr wohl. Letzterer wird nur in Abstufungen akzeptiert. Nur: Wie viel Lebensqualität der Mensch nun braucht – wer will das bestimmen? Wer ist berechtigt, eine Grenze zu ziehen? </p><p class="bodytext">Fakt aber ist, dass in Deutschland weniger als 30 % der jährlich 800 000 plastisch-chirurgischen Eingriffe ästhetischer Natur sind. Und die in der Ästhetischen Chirurgie tatsächlich operierenden „schwarzen Schafe“ sind keinerlei Beweis für die moralische Fragwürdigkeit der gesamten Ästhetischen Chirurgie. Denn inzwischen begrüßen die meisten Ästhetisch-Plastischen Chirurgen die in Deutschland beschlossenen Beschränkungen von Marketing und Werbung für Schönheitsoperationen. Diese Limitierungen haben geholfen, das persönliche Gespräch mit dem Arzt wieder ins Zentrum der Entscheidungsfindung zu rücken. </p><p class="bodytext">Obwohl die meiste Kritik an der Ästhetischen Chirurgie auf Vorurteilen beruht, so berühren doch einige Argumente wunde Punkte: </p><p class="bodytext"><ul><li>Die Ästhetische Chirurgie ist eine <i>Zweiklassenmedizin.</i> Wenn es für Frauen Gewohnheit wird, hängende Tränensäcke heben und den schlaffen Busen straffen zu lassen, können viele aufatmen – denn ihr Makel ist beseitigt. Aber um den Preis, dass der Makel derjenigen, die sich diese Operation nicht leisten können, umso mehr ins Auge fällt. </li><li>Der Zwang altern zu müssen, galt als eines der wenigen Gesetze des Lebens, denen sich Arm und Reich gleichermaßen beugen mussten – auch hier schafft die Ästhetische Chirurgie den Wohlhabenderen zumindest eine Armlänge Vorsprung, auch wenn dieser natürlich nicht von Dauer ist. </li><li>Die Ästhetische Chirurgie hat versäumt, Regeln und Qualitätsstandards zu definieren und durchzusetzen. Unseriöse Werbepraktiken sind genauso Realität wie unseriöse Geschäftspraktiken. Erfolgreiche Fernsehserien zeigten vor laufender Kamera, wie hässliche Entlein in schöne Schwäne oder Teenager in Abbilder ihrer Lieblingsstars verwandelt wurden. So wurden falsche und sogar gefährliche Hoffnungen geweckt. Immerhin: Inzwischen hat sich einiges geändert, und der Gesetzgeber ist aktiv geworden. </li></ul> </p><p class="bodytext">Mitte 2005 beschloss der Deutsche Bundestag eine Änderung des Heilmittelwerbegesetzes. Verboten ist seither eine vergleichende, verharmlosende oder irreführende Werbung für ästhetische Eingriffe, wie z. B. mit Vorher-Nachher-Fotos. Eine Verharmlosung stellt in diesem Zusammenhang auch die Werbung mit niedrigen Preisen dar, weil sie suggeriert, dass der Erfolg der Operation erkauft werden kann und eine Risikoabwägung nicht notwendig ist. </p><p class="bodytext">Schönheitsinstitute oder Organisationen, die mit Niedrigpreisen werben, ohne die Identität und Qualifikation der operierenden Ärzte darzulegen, befürchteten zunächst Umsatzeinbußen. Inzwischen wissen sie sich jedoch zu wehren und greifen z. B. verstärkt auf PR-Maßnahmen wie gekaufte Illustriertenartikel oder Tageszeitungs-Zweispalter zurück, um das Thema in den Köpfen zu halten und Aufmerksamkeit für (gesetzeskonforme) Anzeigen zu schaffen. </p><p class="bodytext">Ob diese Maßnahmen ausreichen, um weniger qualifizierte oder sogar unseriöse Institute und Ärzte auszubremsen, darf bezweifelt werden. Denn die wirkliche Konkurrenz für die an hohe Einkommen gewöhnte Chirurgenzunft sitzt gar nicht in den Großstädten Deutschlands, sondern eine Flugstunde entfernt in Karlsbad, Prag oder Budapest. Das macht es umso schwieriger, Regeln für die Werbung und Qualitätsstandards für Operationen durchzusetzen. </p>